Das Neuner-ABC: Die Wägen wiegen

Neuner-ABC, Foto: James Steidl
© James Steidl

Die Wägen wiegen. Oder heißt es, die Wagen wägen? Der Plural von „Wagen“ ist jedenfalls standardsprachlich „die Wagen“ und nur landschaftlich, vor allem im süddeutschen Raum „die Wägen“.

Geht es um das Gewicht dieser Wagen, dann findet man dieses heraus, indem man die Wagen wiegt. Wer dagegen heutzutage etwas wägt, der interessiert sich nicht für das Gewicht, sondern er prüft und bedenkt genau. Er wägt etwa jedes seiner Worte oder das Für und Wider ab.

Im Schweizerischen und hin und wieder im Fachsprachlichen kann man allerdings immer noch wägen, wenn man wiegt, also das Gewicht ermittelt. Das ist nämlich tatsächlich die ursprüngliche Bedeutung von „wägen“, die die Neubildung „wiegen“ nur übernommen hat.

Das Neuner-ABC: Was ist das?

Comeback oder Come-Back?

Zum Blog

Weder derjenige, der sein Comeback plant, noch jener, der sein Come-Back verkündet, macht einen Fehler. Jedenfalls keinen orthografischen. Der Duden empfiehlt allerdings, von einem Comeback zu schreiben. Natürlich kann man auch einfach zurückkommen. Oder noch einmal beginnen, einen Neustart wagen.

Wie auch immer … Ob es mir auf diesem Blog gelingt, werden wir sehen.

Eine Frechheit!

Lektoratspraxis, Foto: Dmitriy Shironosov

Lektoratspraxis
Foto: © Dmitriy Shironosov

Wie ich in einem früheren Artikel in der Kategorie Lektoratspraxis schon einmal schrieb, stellen wir Lektor*innen gern Fragen. Das scheint eine Marotte zu sein, hat aber auch gute Gründe. „Sind Sie sicher, dass man für dieses Rezept den Reis nicht erst kochen muss, bevor man ihn in die Pfanne gibt?“ klingt einfach viel freundlicher als „Besuchen Sie mal einen Kochkurs!“.

Aber natürlich müsste man keine Frage formulieren, um freundlich zu bleiben: „Ich glaube, hier ist Ihnen ein kleiner Fehler unterlaufen.“ Für die meisten wahrscheinlich kein Problem, aber so ein bisschen sticht der „Fehler“ doch. Obige Frage gibt dagegen ein gutes Gefühl.

Ich frage auch oft. In dem Fall jedoch wäre meine Frage vielleicht die folgende gewesen: „Wie lange hat er denn da am Herd gestanden, wenn er rohen Reis in die Pfanne gehauen hat?“ Natürlich richte ich mich ein bisschen nach dem Text, nach dem Problem, das ich ansprechen möchte, und nach meinem „Gegenüber“, aber im Großen und Ganzen versuche ich (und sicher viele Kolleg*innen auch) zwar freundlich, aber auch ehrlich, bestimmt und eben mit ironischem Unterton ein bisschen frech zu sein.

Manch eine*r schluckt vielleicht im ersten Moment, und vielleicht habe ich es mir damit auch schon einmal im wahrsten Sinne des Wortes verscherzt, aber in aller Regel kommt das sogar gut an. Wir alle (Lektor*innen eingeschlossen) machen Fehler oder schreiben auch mal ausgemachten Blödsinn. Lachend lässt sich das viel leichter ertragen.

 

Oldies: Schwunghaft?

Oldies, Foto: Nejron Photo

Oldies
Foto: © Nejron Photo

Wenn du jetzt in den nächsten Laden gehen und den jungen Verkäufer hinter der Ladentheke einen Ladenschwengel nennen würdest, könntest du Glück haben, dass der junge (möglicherweise laut Wahrig [Gütersloh, Berlin, München, Wien 1968, 1975] zu elegant gekleidete) Auszubildende gar nicht weiß, wie abwertend du ihn gerade bezeichnet hast. Sehr abwertend:

ursprünglich Studentensprache, wohl in Anlehnung an Schwengel = Penis

Duden

Auch bei Wictionary heißt es ganz ähnlich:

aus der Studentensprache; womöglich ist Schwengel im Sinne von Penis gemeint;[1] Das Wort ist seit der Zeit um 1700 belegt.

Wictionary

Nun ja, vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie Duden und Wictionary meinen, denn ich habe auch Folgendes gefunden:

Er dürfte vermutlich eine Schöpfung der Studentensprache sein, die analog zu dem bereits um 1300 bekannten ›Galgenschwengel‹ gebildet wurde. Die frühere Annahme, daß es sich um eine sexuelle ParsprototoBezeichnung handelt (W. Porzig, Wunder der Sprache), wie Stift, Stöpsel u.a., dürfte demnach nicht die primäre Deutung sein.

Wörterbuch der Idiome

Demnach sei Schwengel abgeleitet von schwingen, ähnlich wie in Pumpenschwengel oder Glockenschwengel.

Ladenschwengel ist also der junge Mann, der dienstbeflissen hinund herrennt, um den Kunden durch reiche Angebote zufriedenzustellen.

Wörterbuch der Idiome

Eine durchaus passende Erklärung, möchte man meinen. Allerdings wundert man sich dann doch, wenn man denselben Artikel noch weiterliest:

Weitere Bezeichnungen der Ladendiener […] sind ›Ladenhengst‹ (vgl. heute auch ähnlich Bildungen wie›Bürohengst‹ usw.), dann ›Ladenschwung‹ und ›Ladenschwanz‹.

Wörterbuch der Idiome

Äh … ja.

Frohes Fest

Advent

Recht vor link: Pflichtexemplare

Recht vor link, Foto: Szekeres Szabolcs

Recht vor link
(Foto: © Szekeres Szabolcs)

Wer ein Werk nicht nur niederschreibt, sondern auch veröffentlicht, der hat in Deutschland die Pflicht, ins kulturelle Gedächtnis einzugehen. Was dabei zu beachten ist, lässt sich wunderbar im folgenden Artikel nachlesen:

Die Self-Publisher-Bibel: Autoren-Tipp: Buch bei der Deutschen Nationalbibliothek abliefern – was ist zu beachten?

Dabei kommen übrigens auch die Landesbibliotheken nicht zu kurz.

___

Achtung: Da ich kein Jurist bin, könnt ihr euch im Zweifelsfall weder auf mich noch auf meine Angaben berufen. Ich gebe hier nur meine unmaßgebliche Meinung wieder.

Exposé

Vom Schreibtisch, Foto: sukiyaki

Vom Schreibtisch
(Foto: © sukiyaki)

Ich stelle gerade beim aktuellen Auftrag mal wieder fest, dass Exposéschreiben echt kein Hexenwerk darstellt, wenn man es für das Werk eines anderen macht.

 

Der Begreifler über Wörter der Bestimmung

Der Begreifler, Foto: Stocksnapper

© Stocksnapper

In einer Wohnung haben wir mehrere Zimmer. Um sie zu unterscheiden, bestimmen wir jedes Zimmer näher, indem wir dem Grundwort „Zimmer“ ein Bestimmungswort hinzufügen:

Wohnzimmer,
Schlafzimmer,
Arbeitszimmer,
Kinderzimmer,
Gästezimmer,
Badezimmer.

Eine auf diese Weise entstandene Zusammensetzung nennen wir auch Kompositum. Sie besteht immer aus einem Grundwort (Zimmer), das uns verrät, womit wir es grundsätzlich zu tun haben, und mindestens einem Bestimmungswort (Schlaf, Kinder), das dieses Grundwort genauer bestimmt.

Wie schon die oberen Beispiele zeigen, werden manchmal zur besseren Aussprache Buchstaben zwischen dem Bestimmungs– und dem Grundwort eingefügt. Diese nennt man Fugenzeichen, etwa Fugen-s (Arbeitszimmer) oder Fugen-e (Badezimmer).

Weitere Beispiele für Bestimmungswörter in Komposita:

Nomen als Bestimmungswort:
Bestimmungswort, Grundwort, Personalcomputer,
haushalten, heimgehen, teilhaben,
mausgrau, herzensgut, staubtrocken,
tagein, flussabwärts, bergauf.

Adjektiv als Bestimmungswort:
Braunbär, Hochseil, Mehrwert,
schönreden, rotsehen, wahrnehmen,
süßsauer, vollschlank, rotbraun,
frühmorgens, langhin, rundheraus.

Verb als Bestimmungswort:
Abschleppfirma, Zitteraal, Haltestelle,
bausparen, gefriertrocknen, warnblinken,
denkfaul, saugfähig, lesefreundlich.

Adverb als Bestimmungswort:
Auswärtssieg, Linkspartei, Rundumsicht,
abwärtsscrollen, davonschleichen, herausputzen,
gerngesehen, immergrün, wohlgenährt,
dahin, immerfort, zuerst.

Pronomen als Bestimmungswort:
Alleskönner, Ich-Erzähler, Selbstabholer,
diesjährig, ichbezogen, selbstsicher.

Präposition als Bestimmungswort:
bislang, nebenan, übermorgen,
anbei, inzwischen, mitunter,
aufeinander, trotzdem, überall.

Viele weitere Beispiele in einer systematischen Übersicht findet ihr unter anderem bei canoonet.

So klein und schon kommen?

Stilblüte, Foto: Yaruta Igor

Stilblüten & Co
Foto: © Yaruta Igor

Diese Stilblüte wuchert gleich in mehrere Richtungen!

Einmal kam ein junger Mann in einer engen, dunkelroten Jeans und einem Jutebeutel.

(Schon älteres Fundstück aus dem Lektorat.)

Jiddisch

Sprache, Foto: olly

Wissenswertes: Sprache
Foto: © olly

Wer sich für jüdische Kultur und besonders das Jiddische interessiert, sollte sich am Sonntag bemühen, in Ulm vorbeischauen zu können. Dort widmet sich der Tag der jüdischen Kultur schwerpunktmäßig der „Sprache der Juden“, wie die Augsburger Allgemeine berichtet.

Menora, Foto: Pixabay

Menora, Foto: Pixabay